Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Niedersachsen

Uli Kniep

Uli Kniep bleibt dem Musikjournalismus treu. Eigentlich hätte 2021 Jahr Schluss sein sollen, doch Uli Kniep (67) bleibt dem NDR erhalten. Seit fast vier Jahrzehnten ist er die Stimme für Rock und Blues – und hofft, dass Nischen für Musikradio abseits der „besten Hits“ bestehen bleiben.

Endlich wieder Musik, endlich wieder Konzerte, endlich wieder Begegnungen. Als es die Inzidenzen im Frühherbst 2021 zuließen, traf Uli Kniep Ian Gillan und Roger Glover von Deep Purple in Bottrop. In Bottrop? „Ja! Die waren da zwei Wochen im Studio“, sagt Kniep. Dem Musikjournalisten ist es wichtig, Musiker*innen auch persönlich zu treffen, und das ist während der Pandemie nicht so einfach. Gillan und Glover sind 76 Jahre alt, Kniep ist 67. Alle drei kennen sich seit vielen Jahren.

Fast 40 Jahre lang ist Uli Kniep Musikjournalist. Er durfte schon als Kind die Schellack-Platten der Familie in der Musiktruhe auflegen und entdeckte später als Schüler in Bremerhaven die Rockmusik für sich. Zum Journalismus kam Kniep als Seiteneinsteiger. In Hannover studierte er Geschichte und Englisch auf Lehramt und begann während des Studiums, frei für die Neue Presse (NP) zuschreiben. Zur freien Mitarbeit war er über eine eigenwillige Initiativbewerbung gekommen: Bei einem Preisrätsel in der NP hatte er Freikarten für ein Steve-Winwood-Konzert gewonnen. „Anschließend habe ich der Redaktion vorgeschlagen, ob man nicht auch mal einen Text aus Sicht eines Kartengewinners veröffentlichen könnte“, sagt Kniep. Der Redaktion gefiel die Idee. Und weil Kniep gut Englisch sprach, konnte er Bands interviewen, die in Hannover zu Gast waren.

Die erste Radio-Station war NDR 1 Niedersachsen, wo er an der Sendung „Popfit –Musik für junge Leute“ mitwirkte. Später gehörte Uli Kniep als einer von fünf Musikredakteuren zum ersten Team von Niedersachsens ältestem Privatsender. Am 31. Dezember 1986 um 12 Uhr ging Radio ffn in Isernhagen bei Hannover auf Sendung. „Im schönsten Funkhaus des Landes“, wie Kniep sagt. Radio ffn war in den Anfangsjahren ein Musiksender abseits des Mainstreams. Die Sendungen, die Kniep betreute, hießen „Powerstation“, „Soundcheck“, „Nightline“ und „Blues News“. Gemeinsam mit seinem Kollegen Ecki Stieg entwickelte er eine Methode, um Wiederholungen im Musikprogramm zu vermeiden: Beide trugen die Stücke der Platten, die sie vorstellten, in einer Tabelle ein. Jeder Song, der gespielt worden war, durfte die nächsten zwei Wochen nicht noch einmal im Programm vorkommen.

Der Entwicklung zum Formatradio, in dessen Programm nach einem festen Muster immer wieder die gleichen Titel laufen, konnte auch Radio ffn nicht entgehen. Uli Kniep ist nach Stationen beim Fernsehsender VH1 in Hamburg und dem Sender Radio 21 wieder beim NDR gelandet. Beinahe wäre im vergangenen Jahr altersbedingt ganz Schluss gewesen. Doch der NDR entschied sich anders. Kniep moderiert weiterhin Sendungen für den Digitalsender NDR Blue. Kniep wohnt in Bad Nenndorf, seine Beiträge produziert er im niedersächsischen Landesfunkhaus in Hannover. Außerdem wird er angefragt, wenn ein bekannter Musiker einen runden Geburtstag hat oder zu betrauern ist. Denn Kniep hat im Laufe seines Lebens Bands wie Status Quo, Pink Floyd, U2, die Scorpions und Musiker wie Phil Collins oder Eric Clapton interviewt und hat darum ausreichend O-Töne in seinem Archiv.

Und welche Zukunft hat der Musikjournalismus im Radio? Kniep ist skeptisch. Es lohne sich nicht, in diesem Bereich auszubilden, „mittlerweile sind ja alle Sender durchformatiert“. Digitale Sender könnten eine Chance sein – wenn sie sich bei einem breiteren Publikum durchsetzen würden.

Text: Christiane Eickmann (Die ungekürzte Fassung dieses Textes ist in der „Nordspitze“ / Januar 2022 nachzulesen)
Foto: Andrea Seifert/NDR

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