Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Niedersachsen

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DJV-Kommentar

Tarifabschluss Tageszeitungen erreicht – nicht alle profitieren

11.02.2022

Das Ergebnis der Tarifverhandlungen ist kein Grund zum Jubeln, bringt aber vor allem für Volontär*innen eine spürbare Verbesserung. Ein Kommentar von DJV-Geschäftsführerin Christiane Eickmann.

Bei den Tarifverhandlungen für die Tageszeitungsredakteur*innen wurde ein Abschluss erzielt. Christiane Eickmann, Mitglied der DJV-Tarifkommission, kommentiert dies.

Verabredet wurden Einkommenssteigerungen um 3,5 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 28 Monaten: Im März erhalten die Redakteur*innen eine Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro. Um 1,5 Prozent erhöhen sich die Gehälter zum 1. September und um weitere 2,0 Prozent zum 1. Juni 2023. Volontärinnen und Volontäre erhalten neben der vollen Corona-Prämie 100 Euro mehr Vergütung in diesem Jahr und 2023 die lineare Erhöhung in Höhe von 2,0 Prozent. Die Laufzeit des Gehaltstarifvertrags endet am 30. April 2024. Die Honorare der festen Freien an Tageszeitungen steigen zu den gleichen Prozentsätzen und darüber hinaus ist eine Corona-Leistung vorgesehen. Beim DJV dürfte die Zustimmung zum Ergebnis nur noch Formsache sein, die dju hat sich noch nicht abschließend erklärt.

Dieses Ergebnis kann nicht zufriedenstellen – wird doch so nicht einmal die Inflation ausgeglichen. Auch hätten alle durch die Pandemie besonders belastete Redakteur*innen eine wertschätzendere Gehaltserhöhung mehr als verdient. Und doch ist dieser Abschluss ein realistischer. Denn auch im dritten Jahr der Pandemie ist die wirtschaftliche Entwicklung in der Medienbranche wackelig. Tarifabschlüsse dienen derzeit daher also auch immer der Beschäftigungssicherung. Hinzu kommt, dass die Streikbereitschaft unter Redakteur*innen, die teilweise immer noch mobil von Zuhause aus arbeiten, übersichtlich sein dürfte. Und: Eine kurze Gehaltstarifverhandlungsrunde war unter den drei verhandelnden Verbänden verabredet worden, um anschließend endlich in den dringend notwendigen Modernisierungsprozess des Tarifwerks als Ganzes einsteigen zu können. Und in diesen Gesprächen muss es um das Gesamtpaket der Arbeitsbedingungen gehen – nicht nur um das Gehalt.

In Niedersachsen kommt hinzu, dass mittlerweile fast kein Jungredakteur / keine Jungredakteurin mehr zu Tarifbedingungen eingestellt wird. Andere Redakteur*innen bereits seit Jahren nicht mehr nach Tarif bezahlt werden. Diese bekommen nun weder die Corona-Prämie von 500 Euro (es sei denn ein Medienhaus zahlt diese freiwillig) noch eine Gehaltserhöhung. Und das obwohl sie die gleiche Mehrbelastung wie die Kolleg*innen mit älteren Verträgen erleben. Diese Situation ist mittlerweile die größere Baustelle für uns als Gewerkschaft. Hier müssen wir zum Beispiel über Haustarifverhandlungen versuchen, Verbesserungen zu erreichen.

Ich bin interessiert an eurer / Ihrer Meinung, gern unter eickmann[at]djv-niedersachsen.de

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